Erziehung & Training

Ein Elektrohalsband für Hunde?

Ein braun-weiß gefleckter Hund mit einem orangenen Halsband sitzt im Grünen.

Es gibt sicherlich kaum ein anderes „Accessoire“ für Hunde, das derart umstritten ist wie das Elektrohalsband.

Im ersten Moment klingt es ganz einfach: Der Hund hört (warum auch immer) nicht. Der Halter drückt ein Knöpfchen und sorgt so dafür, dass dem Tier ein „leichter“ Stromschlag versetzt wird. Frei nach dem Motto „Lernen durch Schmerzen“ soll unerwünschtem Verhalten auf diese Weise in Zukunft vorgebeugt werden. Irgendwann weiß der Hund, dass beispielsweise das Anbellen der Nachbarskatze unangenehm werden kann und unterlässt es.

Eigentlich praktisch, oder? Mitnichten. Elektrohalsbänder für Hunde beweisen oft nicht nur, dass ein Halter offenbar nicht dazu in der Lage ist, seinen Hund ohne Gewalt zu erziehen, sondern sind in Deutschland sogar verboten! Erschreckenderweise ist es dennoch möglich, sie über größere Online-Plattformen zu beziehen.

Die folgenden Abschnitte zeigen auf, wie ein Elektrohalsband arbeitet und warum es definitiv wichtig und richtig ist, diese Art der „Erziehungsmethode“ in Frage zu stellen.

Inhaltsverzeichnis

Worum handelt es sich bei einem Elektrohalsband genau?

Elektrohalsbänder bestehen aus zwei Teilen: Dem Halsband selbst und einer Fernbedienung, die bewirkt, dass ein Stromstoß abgegeben wird.

Vor allem dann, wenn ein Hundehalter bemerkt, dass er bei der Erziehung seines Tieres an seine Grenzen stößt (und vielleicht auch dann, wenn er keine Lust mehr hat, sich eingehender mit der Thematik auseinanderzusetzen), kann es sein, dass er sich für den Einsatz eines Elektrohalsbandes entscheidet. Immerhin gibt es viele Hunde, die die Kommandos ihrer Besitzer nicht nur in der Pubertät in Frage stellen. Ihr Risiko, irgendwann im Laufe ihres Lebens mit einem Elektrohalsband konfrontiert zu werden, ist vergleichsweise hoch.

Das Prinzip, das sich hinter diesem „Hilfsmittel“ verbirgt, ist schnell erklärt. Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, arbeitet das Elektrohalsband tatsächlich mit Strom. Wenn der Hund, dem das Elektrohalsband umgelegt wurde, ein Verhalten zeigt, das nicht erwünscht ist, drückt der Halter den Knopf an der Fernbedienung. Infolgedessen gibt das Halsband einen Reiz ab. Der Hund bekommt Schmerzen zugefügt und erschreckt sich. Die Halter hoffen auf diese Weise, dass er sich in Zukunft dazu entscheidet, das betreffende Verhalten zu unterlassen.

Im Laufe der Zeit wurden viele Elektrohalsbänder immer weiterentwickelt. Die Entfernung, von der aus sie aktiviert werden können, wurde immer größer. Zudem bieten zahlreiche Modelle auch die Möglichkeit, mehr oder weniger intensiv zu schocken bzw. den Impuls zusätzlich mit einem Vibrieren zu versehen.

Besonders schockierend: Niemand kann wirklich zu 100 Prozent sagen, wie ein Hund auf mehr oder weniger intensive Stromstöße reagieren wird. Dementsprechend obliegt es dem Halter, „ganz grob“ einzuschätzen, was „okay“ geht und was nicht. Vor allem dann, wenn sich ein Hund immer wieder den Befehlen widersetzt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sein Besitzer die Intensität der Stromschläge immer weiter steigern wird.

Nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelischen Auswirkungen, die ein Einsatz eines Elektrohalsbandes mit sich bringen kann, sollten auf keinen Fall unterschätzt werden. Denn: Die Angst, etwas falsch zu machen und deswegen Schmerzen zu erleiden, wird bei den betroffenen Tieren oft zum täglichen Begleiter. Viele Hunde werden schlicht traumatisiert – vor allem dann, wenn sie immer wieder aufs Neue bestraft werden und vielleicht überhaupt nicht wissen, was sie falsch gemacht haben.

Aufgrund der zahlreichen negativen Auswirkungen, die ein Elektrohalsband für Hunde mit sich bringen kann, ist seine Nutzung in Deutschland verboten.

Wann kommen Elektrohalsbänder zum Einsatz?

Vorweg: Kommt ein Elektrohalsband in Deutschland zum Einsatz, handelt es sich hierbei um ein Vorgehen, das tierschutzrelevant und verboten ist.

Wer bei seinem Hund unerwünschtes Verhalten bemerkt, weil dieser beispielsweise dazu neigt, zu jagen, muss sich auf die Suche nach anderen Lösungen begeben.

Trotz der Vielzahl an bedenken, die viele Experten den Elektrohalsbändern gegenüber äußern, entscheiden sich viele Halter auch in der heutigen Zeit immer noch dazu, diese Methode anzuwenden. Unter anderem auch deswegen, weil sie sich erhoffen, dass der Hund keine Angst vor IHNEN, sondern „nur“ vor dem Schock hat. Immerhin hat das Tier keine Ahnung, wer ihm die entsprechenden Schmerzen zufügt. Ihrer Ansicht nach wird das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter nicht gestört.

Sicherlich wäre es jedoch ein wenig naiv, anzunehmen, dass ein Hund nicht bemerken würde, dass sich das Verhalten seines Herrchens oder Frauchens verändert, wenn dieses dabei ist, den Knopf zu drücken. Viele Tiere sind dazu in der Lage, kleinste Gefühlsregungen ihrer Menschen wahrzunehmen. Dementsprechend sollte nicht davon ausgegangen werden, dass es den Tieren nicht durchaus bewusst ist, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Stromstoß und dem angespannten Verhalten ihres Menschen gibt.

Doch auch ohne eine derartige Verbindung gilt: Wer seinen Hund liebt (und ganz nebenbei auch auf der legalen Seite bleiben möchte), sucht sich eine Alternative und lernt, gleichzeitig liebevoll UND konsequent zu erziehen.

Ein schwarzer Klickverschluss an einem roten Gurt auf weißem Hintergrund.
Red collar with electric shock for a dog isolated on white background

Elektrohalsbänder für Hunde: Was sagt das Gesetz?

Grundsätzlich ist es falsch, anzunehmen, dass ein Elektrohalsband für Hunde nicht dazu in der Lage wäre, einem Tier nachhaltigen Schaden zuzuführen. Unter anderem werden Hunden, die auf diese Weise „erzogen“ wurden, oft psychische Störungen diagnostiziert. Zudem gilt es, zu beachten, dass nicht nur Menschen, sondern auch Hunde unter Herzfehlern und ähnlichem leiden können. Ein intensiver Stromschlag kann letztendlich auch einen direkten Besuch beim Tierarzt zur Folge haben.

Aber was sagt eigentlich das Gesetz zum Einsatz von Elektrohalsbändern?

Die Vorgaben hierzu sind – zumindest in Deutschland – klar geregelt. Wer hier mehr erfahren möchte, sollte einen Blick in §3 S. 1 Nr. 11 TierSchG werfen. Dort heißt es unter „Punkt 11“: „Es ist verboten, „ein Gerät zu verwenden, das durch direkte Stromeinwirkung das artgemäße Verhalten eines Tieres, insbesondere seine Bewegung, erheblich einschränkt oder es zur Bewegung zwingt und dem Tier dadurch nicht unerhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt, soweit dies nicht nach bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften zulässig ist.“.

Ähnliche Vorgaben finden sich auch in der Gesetzgebung zahlreicher anderer Länder wieder. Wer sich dennoch dazu entscheidet, in Deutschland ein Elektrohalsband zu verwenden, muss im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens oft eine hohe Summe zahlen.

Hundeerziehung: Positive Anreize helfen meist weiter

Mittlerweile sind sich so gut wie alle Experten einig darüber, dass die Aussichten im Zusammenhang mit einer konsequenten Hundeerziehung vor allem dann besonders gut sind, wenn mit positiven Anreizen gearbeitet wird. Das bedeutet, dass erwünschtes Verhalten gelobt und honoriert werden sollte. Zeigt der Hund ein Verhalten, das nicht erwünscht ist, soll dieses – ebenfalls laut Ansicht der Experten – ignoriert werden.

Besonders erfolgversprechend gestaltet sich das Ganze natürlich, wenn sich der Hundehalter für eine Rasse, wie zum Beispiel den Labrador, entschieden hat, die mit einem angeborenen „Will to please“ ausgestattet ist. Die Hunde macht es glücklich, gelobt zu werden. Daher befinden sie sich immer wieder auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihrem Herrchen oder Frauchen eine Freude zu machen. 

Das Prinzip lässt sich jedoch bei so gut wie allen Hunderassen nutzen. Aber: Es bedarf eben oft ein wenig mehr Geduld. Es braucht Zeit, bis der Hund erkannt hat, was von ihm verlangt wird. Hat er genau das jedoch einmal verstanden, zeigt sich der entsprechende Erziehungserfolg oft als besonders nachhaltig. 

Wer sich nun ein wenig genauer mit dem Prinzip auseinandersetzt, dem das Elektrohalsband folgt, erkennt schnell, dass es sich hierbei um das genaue Gegenteil eines positiven Anreizes handelt. Denn: Hier wird mit einer Mischung aus Schock und Schmerzen gearbeitet. Das „Ergebnis“, also das Unterlassen der unerwünschten Handlung, mag sich in vielen Fällen schnell einstellen. Aber nicht deswegen, weil der Hund erkannt hat, dass er sich anders verhalten soll, sondern nur, weil er sich erschreckt – und das in einem nicht vertretbaren Maße. Immerhin hat es seinen Grund, weshalb viele Hunde, die auf diese Weise von ihren Haltern malträtiert werden, oft nach kurzer Zeit Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

Viele Halter unterschätzen die physischen und psychischen Auswirkungen eines Elektrohalsbandes für Hunde!

Frei nach dem Motto „Es handelt sich doch nur um einen kleinen Stromstoß! Was soll da schon passieren?“ unterschätzen viele Hundehalter die massiven Auswirkungen, die ein Elektrohalsband für Hunde auf ihre Tiere haben kann.

Im ersten Schritt zeigen sich viele Hunde verunsichert, da sie absolut nicht wissen, was sie falsch gemacht haben. Oder anders: Ihnen fehlt die Verbindung zwischen dem jeweiligen Verhalten und dem Schmerz – vor allem dann, wenn der Halter den Knopf zu spät drückt. Die Zeitspanne, in der – beispielsweise in der Natur, wenn eine Hündin ihre Welpen maßregelt – vergehen darf, ist extrem kurz. Schon nachdem hier mehrere Sekunden vergangen sind, haben die Hunde keine Vorstellung mehr davon, weshalb sie bestraft wurden. ´

Das bedeutet: Eine Bestrafung mit dem Elektrohalsband für Hunde ist nicht nur verboten, schmerzhaft und einfach falsch, sondern noch dazu in der Regel vollkommen uneffektiv.

Hinzu kommt, dass viele Hundebesitzer die Schmerzen und den Schock, mit dem sie ihre Tiere konfrontieren, absolut nicht einschätzen können. Auch bei einer vergleichsweise geringen Intensitätseinstellung kann es sein, dass sich schlimme Folgen nicht vermeiden lassen. Diese können sich sowohl körperlich als auch seelisch, oft jedoch auch in beiden Bereichen zeigen.

Keine Elektrohalsbänder: Wie sollte man seinen Hund stattdessen erziehen?

Vorweg: Die Erziehung eines Hundes ist Arbeit. Erfolge und Misserfolge wechseln sich ab und viele Hundebesitzer können sicherlich bestätigen, dass es unter anderem die Pubertät ihrer Tiere ist, die einiges an Nerven abverlangt.

Dennoch ist es natürlich möglich (und wichtig), seinen Hund ohne den Einsatz von Elektrohalsbändern zu erziehen. Der erste Weg führt viele in die Hundeschule. Egal, ob Welpe, Junghund oder ausgewachsener Hund: Hier warten unterschiedliche Kommandos und Anreize darauf, immer wieder aufs Neue entdeckt zu werden.

Die gute Nachricht ist, dass nicht nur die Hunde, die mit positiven Anreizen erzogen werden, sondern auch deren Herrchen und Frauchen meist deutlich entspannter sind. Eine besonders wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Vertrauen, das zwischen Tier und Mensch entsteht. Auf der Basis einer engen Bindung lässt sich meist (übrigens von beiden (!) Seiten der Leine aus) gut lernen.

Wer sich unsicher ist, weil er bei sich bemerkt, dass sich ein nicht erwünschtes Verhalten seines Hundes immer weiter manifestiert, sollte ebenfalls nicht zögern, einen Experten aufzusuchen. Viele Hundeschulen bieten hierbei auch Einzelberatungen an, in deren Zusammenhang es möglich ist, noch gezielter auf die jeweiligen Probleme einzugehen. Kurz: Es gibt etliche Alternativen zum Elektrohalsband!

Kann man andere Halsbänder zur Erziehung nutzen?

Viele Experten zeigen sich erschrocken darüber, wie erfinderisch einige Hersteller und wie offen manche Halter durchaus fragwürdigen Lösungen gegenüber sind, wenn es darum geht, einen Hund zu erziehen.

Die gute Nachricht ist, dass es mittlerweile immer mehr Hundehalter gibt, die sich bewusst vom Elektrohalsband abwenden. Wer in der Vergangenheit schon einmal einen elektrischen Schlag an der Autotür bekommen hat, weiß immerhin, wie unangenehm sich genau das anfühlen kann. Wer sich nun genau dieses Gefühl am Hals vorstellt, erkennt schnell, warum Hundehalsbänder mit entsprechenden Funktionen in Deutschland verboten sind.

Aber: Auch Halsbänder, die mit anderen Funktionen ausgestattet wurden, sind nicht automatisch unbedenklich oder „besser“. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn sich Interessenten ein wenig Zeit nehmen, um sich mit den entsprechenden Details auseinanderzusetzen.

So bietet der Markt unter anderem beispielsweise Halsbänder, die keine Stromstöße, sondern Wasser bzw. parfümiertes Wasser abgeben. Wer sich einmal in Erinnerung ruft, dass der Geruchssinn eines Hundes deutlich besser ausgeprägt ist als der eines Menschen, kann sich auch nur annähernd vorstellen, dass es sich gerade bei der parfümierten Variante um ein Vorgehen handelt, das in höchstem Maße als „bedenklich“ eingestuft werden sollte. Aber: Diese Art von Equipment ist – zum Erstaunen vieler Experten – (zumindest zum aktuellen Zeitpunkt noch) erlaubt.

Doch auch hier zeigt sich immer wieder, wie schnell die Auswirkungen, die diese Art der (scheinbar) „harmlosen“ Bestrafung unterschätzt werden können. Sowohl das Wasser als auch das parfümierte Wasser erschrecken den Hund… und können zu Verhaltensstörungen führen. Das Risiko, dem Tier nachhaltig zu schaden, steigt, wenn sich die Halter dazu entschließen, nicht „nur“ auf Wasser bzw. Wasser mit Parfum, sondern zudem auch noch auf akustische Reize zu setzen. Viele dieser Reize basieren auf Ultraschall Technik.

Kurz: Es hat definitiv seinen Grund, weshalb viele Experten auch von dieser Art der Halsbänder abraten. Sie alle haben immerhin eines gemeinsam: Sie sorgen dafür, dass sich das betreffende Tier in höchstem Maße unwohl fühlt. Dabei sollte das Zusammenspiel mit und die Erziehung eines Hundes vor allem von einem geprägt sein: Verständnis, Geduld und dem guten Gefühl, dass sich besonders mit positiver (!) Verstärkung oft mehr erreichen lässt als ursprünglich vielleicht angenommen.

Fazit

Es sich sicherlich nicht übertrieben, zu behaupten, dass es sich viele Menschen, die sich (verbotenerweise) für ein Elektrohalsband entscheiden, vergleichsweise einfach machen. Vielen geht es darum, unerwünschtes Verhalten in einer möglichst kurzen Zeit zu reduzieren bzw. zu unterbinden.

Zwei besonders wichtige Faktoren geraten in diesem Zusammenhang jedoch immer wieder in Vergessenheit:

  1. Bestrafungen oder „Erziehungsmaßnahmen“ dieser Art können einen Hund ängstigen und im schlimmsten Fall sogar traumatisieren.
  2. Ein etwaiger „Erfolg“, wenn dieser überhaupt so bezeichnet werden kann, ist oft nicht langfristig – vor allem deswegen, weil häufig keine direkte Verbindung zwischen dem Verhalten und der Bestrafung gezogen werden kann.

Egal, ob es sich bei dem zu erziehenden Hund um eine eher sensible Seele oder um einen echten Rabauken handelt: Ein liebevoller, bestätigender Umgang kann durch nichts ersetzt werden. Wem es wichtig ist, seinen „besten Freund des Menschen“ mit all dem zu versorgen, was er braucht, weiß, dass die Erziehung eines Hundes einem Marathon und keinem Sprint ähnelt.

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